Bei vielen Menschen könnten die Mitochondrien mehr Energie produzieren – wenn die Atemweise angepasst würde. Häufig liegt ein Energiemangel nicht an zu wenig Sauerstoff im Blut, sondern an zu wenig Kohlendioxid.
Jeder möchte mehr Energie haben. Die Mitochondrien haben hierfür eine zentrale Bedeutung. Je mehr Sauerstoff sie aufnehmen und verwerten können, umso mehr Energie steht dem Körper zur Verfügung. Die Kohlendioxidkonzentration bekommt dabei weniger Beachtung. Wahrscheinlich geht man davon aus, dass Sauerstoff und Kohlendioxid Hand in Hand arbeiten. Bis zu einem gewissen Punkt stimmt das auch: Wir atmen Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus.
Die Bedeutung des Kohlendioxids
Über die Sauerstoffaufnahme müssen wir uns keine Gedanken machen. Bei den meisten von uns liegt die Sauerstoffsättigung im Blut (SpO2) bei 96 bis 99 Prozent. Mehr Sauerstoff einzuatmen, würde also im punkto mehr Energie nur wenig beitragen. Wenn wir aber mehr Kohlendioxid ausatmen, dann sinkt dessen Konzentration im Blut unter den Normalwert. Die Folge: Es werden weniger Sauerstoffmoleküle von den roten Blutplättchen gelöst und von den Zellen aufgenommen. So wirkt sich zu wenig Kohlendioxyd indirekt auf die Energiegewinnung in den Mitochondrien aus.
Unsere Atemweise beeinflusst das Verhältnis von Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe. Sechs bis zehn Atemzüge pro Minute im Ruhezustand wären optimal. Leider atmen die meisten Menschen deutlich häufiger. Ihre roten Blutkörperchen sind mit Sauerstoff beladen, aber es ist nicht ausreichend Kohlendioxid für den Austausch vorhanden.
Falsche Atmung macht krank
Unbemerkt hat sich in den letzten 50 Jahren das normale Atemvolumen verdoppelt. In den 1950er Jahren betrug das durchschnittliche Atemminutenvolumen etwa 6 bis 7 Liter pro Minute. Heutzutage zeigen Studien, dass gesunde Menschen im Ruhezustand ein Atemminutenvolumen von über 12 Litern haben können. Bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck oder Diabetes steigt dieser Wert sogar noch weiter an.
Die Veränderungen des Atemminutenvolumens bei verschiedenen Krankheiten leiten sich aus verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen ab. Bei Herzpatienten wird etwa die Atmung während eines Belastungstests analysiert. Ein Atemtest ist auch oft Teil der Routineuntersuchung für Asthma- und COPD-Patienten. Das Ergebnis bleibt dabei immer gleich: Kranke Menschen atmen übermäßig viel.
Der Grund für diesen Anstieg ist, dass immer mehr Menschen vermehrt durch den Mund und weniger durch die Nase atmen. Dieses Phänomen betrifft bereits unsere Kinder, internationale Studien zeigen, dass mehr als die Hälfte der Grundschulkinder durch den Mund atmen. Bei Erwachsenen gibt es keine genauen Zahlen, jedoch wird geschätzt, dass etwa 40 Prozent von ihnen ebenfalls betroffen sind.
Den Kohlendioxidgehalt bestimmen
Mit dem Atemanhaltetest kann der Kohlendioxidgehalt im Blut indirekt bestimmt werden. Anhand der Atemanhaltedauer lässt sich der prozentuale Anteil in den Lungenbläschen einschätzen. Bei einem normalen Gasaustausch liegt er bei etwa 5,3 Prozent. Ein Testergebnis zwischen 35 und 40 Sekunden Atemanhaltedauer entspricht diesem Kohlendioxidanteil. Eine kürzere Dauer ist immer ein Anzeichen für eine Überatmung. 20 Sekunden Atemanhaltedauer sind der Durchschnitt. Der Kohlendioxidanteil liegt bei etwa 4,5 Prozent, was bedeutet, dass durchschnittlich dreimal so viel als nötig geatmet wird.
Übrigens: Das Kohlendioxid kann für einen höheren Energielevel bis auf 6,5 Prozent gesteigert werden.
Mein Fazit: Mir war lange Zeit nicht bewusst, wie wichtig eine Normokapnie, also ein normaler Kohlendioxid-Partialdruck im Blut, für die Energiegewinnung in den Mitochondrien ist. Ich würde mittlerweile sogar so weit gehen, dass der Kohlendioxidanteil die Voraussetzung für einen optimalen Stoffwechsel ist.
Mit einem Atemtraining, wie ich es mit meinem Buch „10 Atemzüge und nie wieder müde“ beschreibe, kann die Atemweise so verändert werden, dass der Kohlendioxidanteil im Blut wieder ansteigt. Das Intervall-Hypoxie-Training ist eine weitere Maßnahme, um den Prozess zu unterstützen und zu beschleunigen. Für einen langfristigen Erfolg, für mehr Energie im Alltag, ist allerdings eine ständige Nasenatmung notwendig.
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