Intervall-Hypoxie-Training während der Schwangerschaft

von | Mai 3, 2023 | Nachgefragt, Praxis, Studien, Wirkung | 2 Kommentare

Das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft kann mit einem Intervall-Hypoxie-Training (IHT) laut Studien gesenkt werden. Zudem ermöglicht es Kindern einen gesunden Start ins Leben.

Ein Intervall-Hypoxie-Training ist während der Schwangerschaft für die Mutter und für die Entwicklung des Kindes von Vorteil, wenn man sich bei der Planung und Ausrichtung am Verlauf der Schwangerschaft orientiert. Das richtige Timing und die passenden Trainingseinstellungen sind wichtig.

IHT-Studien bestätigen weniger Komplikationen

Das beste Alter für eine Schwangerschaft liegt zwischen 20 und 30 Jahren. Jenseits des idealen Gebäralters steigt das Risiko für Komplikationen. Zu den häufigsten und gefährlichsten Komplikationen, die eine Schwangerschaft belasten und gefährden können, zählt die Präeklampsie.

Die großangelegte Studie von T. N. Tsyganova et al. (1992) zeigt, welche Wirkung die Hypoxie-Anwendungen auf eine werdende Mutter und ihr Kind haben können. Untersucht wurden 154 schwangere Frauen mit einem Risiko für Präeklampsie. Ab der 20. Schwangerschaftswoche wurden sie mit sauerstoffreduzierter Luft behandelt. Im Vergleich zu einer Hochrisikogruppe ohne IHT-Behandlung normalisierte sich bei ihnen der Schwangerschaftsverlauf und der Geburtsausgang aufgrund der Anwendungen. 84 Prozent der Frauen in der IHT-Gruppe hatten beispielsweise eine normale Geburt. In der Vergleichsgruppe lag der Anteil nur bei 34 Prozent.

Die Studie von T. N. Tsyganova et al. bewies außerdem, dass auch die Kinder von der Wirksamkeit der IHT-Kur profitierten. Alle Kinder wurden lebend geboren. Es gab weniger Frühgeborene (2,5 %) als in der Kontrollgruppe (7 %). Das Gewicht im Verhältnis zur Größe war bei Neugeborenen von IHT-Müttern höher (67,5 % ± 0,7) als bei den Neugeborenen, deren Müttern keine IHT-Anwendungen hatten (61,7 % ± 0,8)

Gesunde Kinder trotz Risikoschwangerschaft

Viele Frauen übersehen, dass sie ab einem Alter von 35 Jahren eine Risikoschwangerschaft eingehen. Neben dem erhöhten Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft hat das Alter der Mutter großen Einfluss auf die Entwicklung und spätere Gesundheit des Kindes. Denn der Zustand der Plazenta bestimmt nicht nur die Versorgung des Kindes während der Schwangerschaft, sondern auch seine gesundheitliche Zukunft.

In vielen Hypoxie-Studien wurde nach der Geburt die Plazenta der Teilnehmerinnen untersucht. Sie wiesen keine Unterschiede zu Frauen ohne Risiko auf. Die leichte Hypoxie hatte in der Plazenta alle nötigen Anpassungsmaßnahmen wie bei einer normalen Schwangerschaft ausgelöst. Eine Untersuchung von 100 Kindern, deren Müttern ein Intervall-Hypoxie-Training während der Schwangerschaft absolvierten, zeigte, dass ihre Entwicklung im ersten Lebensjahr normal verlief. Sie litten signifikant weniger unter Infekten und Allergien als die Kontrollgruppe mit einem ähnlichen biologischen und sozialen Hintergrund.

Intervall-Hypoxie-Training in der Praxis

In den Hypoxie-Studien wurde die Hypoxie-Phase mit einer Normoxie-Phase abgewechselt. Die Atemmaske wurde während der Hypoxie-Phase nur mit der Hand gehalten. In der Normoxie wurde die Maske vom Gesicht genommen und normale Raumluft eingeatmet. Ein Vorgehen, für das ich keinerlei Einwände habe.

Meine Empfehlung für die Trainingsplanung bei Schwangeren teilt sich in drei Abschnitte ein:

  • Gesunde, schwangere Frauen können im Zeitraum der 20. bis 24. Schwangerschaftswoche mit dem ersten Behandlungszyklus von etwa 15 Anwendungen beginnen. Schwangere mit einem Risiko für Komplikationen sollten im selben Zeitraum mindestens 15 bis 20 Hypoxie-Anwendungen wahrnehmen.
  • Der zweite Behandlungszyklus findet in der 30. bis 32. Schwangerschaftswoche statt. Bei einem geringen Komplikationsrisiko reichen 10 Anwendungen, ansonsten sollten 10 bis 15 bei Risikopatientinnen durchgeführt werden.
  • Zur Vorbereitung auf die Geburt sind weitere 10 Sitzungen während der 36. bis 40. Woche empfehlenswert. Sie können auch wahrgenommen werden, wenn während der Schwangerschaft kein Intervall-Hypoxie-Training möglich war.

Bei den Einstellungen für das Intervall-Hypoxie-Training bitte sorgsam vorgehen. Ein sanfter Einstieg ist für die werdenden Mütter wichtig. Das Training kann mit einer Hypoxie-Phase mit 15 Prozent Sauerstoffanteil im Atemgemisch für 5 Minuten im Wechsel mit 5 Minuten Normoxie-Phase über 4 bis 5 Zyklen beginnen. Die Sauerstoffsättigung im Blut sollte während der Hypoxie-Phase nicht unter 85 Prozent absinken. Letzte Gewissheit für die exakten Einstellungen liefern nur entsprechende Tests wie z. B. Hypoxie- oder Atemhalte-Test vor dem ersten Training.

Mein Fazit zu IHT während der Schwangerschaft

Intervall-Hypoxie-Training macht werdende Mutter (und auch Väter, wenn sie mitmachen) widerstandsfähiger gegen verschiedene Stressauslöser. Körperlicher und psychischer Stress wird als weniger belastend empfunden als vor dem Training. Es schafft beste Voraussetzungen für die Geburt und einen guten Start ins Familienglück. Außerdem sehe ich das Intervall-Hypoxie-Training als eine gute Möglichkeit, bereits im Mutterleib etwas für die zukünftige Gesundheit des Sprösslings zu unternehmen. Ich empfehle das Training vor allem Familien, die eine familiäre Veranlagung zu Allergien, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Dr Egorov
    Ich ersuche Sie um einen Quellenverweis betreffend der Studie von Tsyganova. Ich konnte diese Studie im Internet nicht finden. Danke für Ihre Bemühungen.

  2. Sehr geehrter Kollege,

    vielen Dank für Ihre Nachfrage.

    Ich muss Sie enttäuschen. Die Studienergebnisse stammen aus der Habilitationsschrift von Professor Dr. med. Tatiana Tsyganova. Eine frei verfügbare Einsicht ist leider nicht möglich.

    Mit kollegialen Grüßen
    Dr. med. Egorov

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