Mit einem Intervall-Hypoxie-Training (IHT) kann eine Diabetiker-Karriere aufgehalten werden. Vor allem Typ-2-Diabetiker profitieren von der Hypoxiewirkung. IHT verbessert den gestörten Glukosestoffwechsel und reduziert die Insulinresistenz.
Ich empfehle jedem Typ-2-Diabetiker ein IHT. Je früher mit dem Hypoxie-Anwendungen begonnen wird, umso besser. In einer Studie wurden Patienten mit einem Prädiabetes 15-mal mit Hypoxie behandelt. Ihr Glukosestoffwechsel verbesserte sich wieder. Die Zellen haben wieder vermehrt Glukose aufgenommen. Der Einfluss der Hypoxie hatte die beginnende Insulinresistenz also wieder rückgängig gemacht. Aber auch später, wenn bereits Tabletten eingenommen werden oder Insulin gespritzt wird, ist eine Verbesserung noch möglich.
IHT – Hoffnung für Diabetiker
Bei Typ-1-Diabetes ist die wissenschaftliche Datenlage hinsichtlich der Wirkung von Hypoxie-Anwendungen noch nicht ganz geklärt. Es besteht Einigkeit, dass ein IHT bei Typ-1-Diabetes keine Kontraindikation ist. Aufgrund seiner positiven Wirkung auf die Endothelfunktion bietet sich das IHT an, um die Patienten vor den Spätkomplikationen an den Gefäßen zu schützen. Auch die Stressreaktion, die die Krankheit im Körper auslöst, kann mit dem IHT abgemildert werden. Offen ist noch, ob das IHT auch eine kurative Wirkung hat. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass es unter dem Einfluss der Hypoxie zu einer Regeneration der insulinbildenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse kam. Beim Menschen konnte dieser Effekt bis jetzt noch nicht nachgewiesen werden.
Die IHT-Wirkung bei Diabetes
Unter normalen Bedingungen arbeiten die GLUT4-Transportproteine eng mit Insulin zusammen – wie ein Schlüssel mit einem Schloss. Das Insulin aktiviert die GLUT4-Transportproteine. Sie öffnen die „Zelltüren“, damit die Glukose in die Zelle gelangen kann. Die Anzahl der GLUT4-Transportproteine bestimmt, wie schnell die Glukose aus dem Blut in die Zellen transportiert wird und der Blutzucker wieder auf den Normalwert sinkt.
Bei Diabetes verschlechtert sich diese Zusammenarbeit: Der „Schlüssel“ Insulin passt immer weniger in die „Schlösser“ und die „Türen“ bleiben geschlossen. Die Bauchspeicheldrüse schüttet zwar mehr Insulin aus, doch die GLUT4-Transportproteine reagieren zunehmend weniger. Die Insulinresistenz nimmt zu, bis die Zellen gar nicht mehr auf Insulin ansprechen. Irgendwann gibt die Bauchspeicheldrüse erschöpft auf und stellt die Insulinproduktion ein.
Beim IHT werden die GLUT4-Transportproteine wieder für die Glukoseaufnahme sensibilisiert – und zwar mit einem entscheidenden Vorteil. Vor allem die GLUT4-Transportproteine in den Muskelzellen reagieren auf die sauerstoffreduzierte Luft. Ihre Bereitschaft, die „Zelltür“ wieder zu öffnen, steigert sich um ein Vielfaches im Vergleich zu den Fettzellen, was sich günstig auf den Blutzucker und die Figur auswirkt.
Typ-2-Diabetiker profitieren von jeder IHT-Einheit gleich mehrfach: Für die Aufnahme der Glukose stehen wieder mehr GLUT-4-Transporteure zur Verfügung. Die Insulinresistenz wird mit jeder Behandlung weniger. Die Fettverbrennung kommt wieder in Gang. Die Mitochondrien wandeln vermehrt Körperfett in den universellen Energieträger ATP um. Das Ziel „weniger Gewicht und Bauchumfang“ rückt mit der Behandlung näher.
IHT-Praxistipps bei Diabetikern
Die IHT-Einstellungen sind bei Diabetikern, wie bei allen chronischen Krankheiten, abhängig von dem gesundheitlichen Zustand des Patienten. Zur Bestimmung der Trainingsintensität sollten die in meinem Praxisbuch empfohlenen Tests durchgeführt werden.
Durch die Aktivierung der Glut4-Transporteure sinkt der Blutzuckerspiegel während des IHT. Typ-1-Diabetiker und Patienten, die Hypoglykämie (Unterzuckerung) neigen, sollten deshalb niemals ganz nüchtern ein IHT durchführen. Die meisten Patienten können sich selbst ganz gut einschätzen und merken, wenn sie in einen kritischen Bereich abrutschen. Falls es unerwartet doch zu einer Unterzuckerung kommt, hilft Traubenzucker als Notfallmittel.
Ein Anzeichen für die Aktivität der Glut4-Transporteure ist ein leichtes Hungergefühl nach dem IHT. Die Ursache ist lediglich ein niedriger Blutzuckerspiegel im Blut und kein hungriges Gehirn. Typ-2-Diabetiker sollten die Situation noch weiter hinauszögern. Der leichte Mangelzustand fördert ähnlich wie beim Fasten den Einfluss des Stoffwechselsensors AMPK. Er bewirkt eine Erhöhung der zellulären Leistungsfähigkeit. Ich empfehle meinen Patienten deshalb eine Nahrungskarenz von 3 bis 4 Stunden nach dem IHT.
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