Gibt es eine schnelle Alternative zum Hypoxie-Test?

von | 20.03.2025 | Archiv, Grundlagen, Nachgefragt, Praxis | 0 Kommentare

Mit dem Hypoxie-Test wird die Reduzierung des Sauerstoffanteils in der Atemluft für das Intervall-Hypoxie-Training (IHT bzw. IHHT) bestimmt. In der Praxis wird der Test oft umgangen, weil er Zeit kostet und den Trainingsstart verzögert. Es gibt eine Alternative, die praktischer und wirtschaftlicher ist.

Die richtige Sauerstoffreduzierung können Sie auch während der ersten IHT-Einheit ermitteln, ohne vorher einen langwierigen Hypoxie-Test durchführen zu müssen. Mit der Ermittlung kann sofort während des ersten Trainings begonnen werden. Für Praxis und Patienten bietet diese Vorgehensweise außerdem mehrere Vorteile: Der Ablauf ist planbarer, es muss kein Extra-Termin vereinbart werden und dem Patienten entstehen keine Extra-Kosten. Ein Aspekt, der nicht unterschätzt werden sollte: Die Patienten können sich langsam an das IHT gewöhnen. Sorge, dass das IHT überdosiert wird, muss niemand haben.

Einstellungen für ein sicheres IHT ohne Hypoxie-Test

Bevor ich das Vorgehen beschreibe, möchte ich vorausschicken: Die Einstellungen sind für gesunde Anwender und für Anwender mit leichten gesundheitlichen Beschwerden gedacht. Für Patienten in einem reduzierten Allgemeinzustand sollten die vorgestellten Einstellungen mit den Ergebnissen des Atemanhaltetests und der HRV-Messung abgestimmt werden. In meinem Praxisbuch gehe ich darauf in einem größeren Zusammenhang ein.

Während des IHT die Einstellungen ermitteln

  1. Training und Teststart

Es wird mit milden Einstellungen begonnen: 15 Prozent Sauerstoffreduzierung während der Hypoxiephase. Die Hypoxiephase dauert 5 Minuten und wird viermal mit einer ebenfalls 5-minütigen Normoxiephase abgewechselt.

Welche Schlüsse können Sie nach dem ersten IHT ziehen? Schauen Sie, wie tief der Anwender nach der Hälfte der Hypoxiephasen abgesunken ist. Wie weit ist er von Ihrem angedachten SpO2-Wert (Sauerstoffsättigung im Blut) entfernt? Wenn Sie noch wenig Erfahrung haben, dann orientieren Sie sich an 90 bis 85 Prozent SpO2-Absenkung. Wurde der Zielwert erreicht, ist der Test abgeschlossen und die nächsten 5 IHT-Einheiten finden mit 15 Prozent Sauerstoffreduzierung statt.

Beobachten Sie auch, ob die SpO2 tendenziell von Hypoxiephase zu Hypoxiephase tiefer abfällt. Wenn Sie diese Tendenz beobachten, dann hat sich Anwender während des IHT entspannt. Ist dies nicht so, ist das Gegenteil der Fall: Der Anwender war angespannt, eventuell auch ängstlich und hat hyperventiliert.

  1. Training und Test-Fortsetzung

Sie reduzieren den Sauerstoffanteil im Atemgasgemisch um 1 Prozent, wenn der SpO2-Zielwert im ersten Training nicht erreicht wurde, in unserem Beispiel also auf 14 Prozent. Die Dauer von Hypoxie- und Normoxiephase bleibt bei 5 Minuten und auch die Anzahl der Zyklen bleibt bei 4 Mal.

Wie sieht die Bewertung für das zweite IHT aus? Schauen Sie wieder nach der SpO2-Absenkung. Wie weit ist sie vom Zielwert entfernt und wie verändert sie sich über die 4 Hypoxiephasen? Die SpO2 sollte im Vergleich zum ersten Training in der Hypoxiephase tiefer abfallen.

Auch die Tendenz des Abfalls der SpO2, über die 4 Phasen immer tiefer abzusinken, sollte erkennbar sein. Wenn dies nicht der Fall ist, beachten Sie die Atemweise während des IHT beim nächsten Training. Hilfreiche Hinweise zur Atemweise finden in diesem Blogbeitrag.

Wurde der Zielwert erreicht, ist der Test abgeschlossen und die nächsten 5 IHT-Einheiten finden mit 14 Prozent Sauerstoffreduzierung statt.

  1. bis 8. Training und die Endeinstellungen

Bei allen Anwendern, die bei den ersten Trainingseinheiten noch nicht ihren SpO2-Zielwert erreicht haben, wird der Sauerstoffanteil im Atemgasgemisch um weitere 1 Prozent reduziert. In unserem Beispiel von 14 auf 13 Prozent. Die restlichen Einstellungen werden nicht verändert. In den meisten Fällen sinkt bei dieser Sauerstoffreduzierung der SpO2-Wert auf 85 Prozent während der Hypoxiephase ab. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann werden die nächsten Trainingseinheiten mit diesen Einstellungen durchgeführt.

Wirkungslos, weil viel zu sanft!

Dieser Einwand trifft nicht zu! Sanfte Einstellungen sind keine verlorene Zeit und durchaus wirksam. In Studien wurde bei einem IHT mit einer Sauerstoffreduzierung von 15 bzw. 14 Prozent die Gehirnwellen gemessen. Es konnte gezeigt werden, dass vermehrt Alpha-Wellen entstehen, ähnlich wie bei einer Meditation.

Mein Fazit zur Hypoxie-Test-Alternative

Die Anpassung der Reduzierung des Sauerstoffanteil über mehrere Trainingseinheiten ist für Patienten, die das erste Mal IHT machen, besonders angenehm. Sie können sich langsam an das Training gewöhnen. Die Gefahr einer Überdosierung wird vermieden. Ich empfehle diese Herangehensweise auch sehr gerne Privatanwendern.

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