Eine Studie bestätigt: IHT/IHHT ist ein erprobtes und sicheres Mittel zur Steigerung der kardiovaskulären Fitness – insbesondere bei älteren und untrainierten Menschen.
Es ist kein Geheimnis, dass mit zunehmendem Alter weniger muskuläre Aktivität stattfindet und sich eine schlechtere körperliche Fitness einstellt. Ich sehe es an meinen Eltern: Sie sind beide über achtzig, geistig noch fit, nur das körperliche Training klappt nicht mehr richtig. Teilweise sind es die Wehwehchen, die sie daran hintern, oder es fehlt ihnen einfach der innere Antrieb.
Für untrainierte ältere Menschen ist Intervall-Hypoxie-Training (IHT) besonders vorteilhaft, weil es effizient, leicht anzuwenden und nicht belastend ist. Das bestätigt die Studie von Professor Serebrovska und Professor Shatilo. Aber lassen Sie uns schauen, welche Erkenntnisse der Studie sich für die tägliche Praxis nutzen lassen. Am Ende des Beitrags stelle ich Ihnen dann auch mein Behandlungskonzept für ältere Patienten vor.
Eine Studie von Top-Experten
Bevor wir tiefer einsteigen, möchten ich Ihnen kurz die beiden Professoren vorstellen: Professor Tatiana Serebrovska leitete die Hypoxie Forschung am Bogomolez Institut für Physiologie in Kiev (Ukraine). Leider ist sie im Frühjahr 2021 gestorben. Für mich war sie die weltweit führende Expertin für Hypoxie. Mit meinem Verein InterHypox unterstützte ich sie immer wieder gerne. Professor Valerii Shatilo ist ein Kollege von ihr. Er ist der Chef der Gerontologischen Klinik am selben Institut. Beide arbeiteten und forschten seit Jahrzehnten zusammen und konnten die Theorie sofort in die Praxis umsetzen.
Das Thema: Wirksamkeit und Sicherheit bei älteren Menschen
Der offizielle Titel der Studie lautet: Effects of Intermittent Hypoxia Training on Exercise Performance, Hemodynamics, and Ventilation in Healthy Senior Men (Auswirkungen des intermittierenden Hypoxie-Trainings auf die körperliche Trainingsleistung, Hämodynamik und Ventilation bei gesunden älteren Männern).
Für mich gehört diese Studie zu den wichtigsten, was die Behandlung älterer Menschen betrifft. Denn sie wurde durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit des IHT bei gesunden älteren Männern mit unterschiedlicher körperlicher Aktivität aufzuklären.
Studiendesign: IHT bei alten Männern
An der Studie nahmen gesunde Männer im Alter von 60 bis 74 Jahren teil. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. In ersten Gruppe waren 14 Männer, die regelmäßig Sport betrieben. Die zweite umfasste 21 Männer, die keinen Sport gemacht haben. Beide Gruppen absolvierten ein Intervall-Hypoxie-Training an einem Rebreather,
So sah der Trainingsplan aus: Hypoxische Rückatmung bis eine inspiratorische Sauerstofffraktion von 12 Prozent erreicht wurde, mit anschließender Aufrechterhaltung auf diesem Niveau für 4 bis 5 Minuten, dann 5 Minuten Atmen in Normoxie, 4 solche Zyklen pro Sitzung, mit Sauerstoff-Absenkung bis zu 85 bis 86 Prozent.
Die Ergebnisse: IHT wirkt besonders bei Untrainierten
So wie das IHT in der Studie durchgeführt wurde, haben alle Männer das Training gut vertragen. Es konnten keine gefährlichen oder bedenklichen Nebenwirkungen beobachtet werden.
Lassen Sie uns nun zur Wirkung kommen: Einer der stärksten Marker für körperliche Gesundheit, der bei Belastungstests festgestellt werden kann, ist die maximale körperliche Leistungsfähigkeit (maximum exercise capacity). Ein weiterer Marker ist die Herzfrequenz-Blutdruck-Ratio. Die Untersuchung dieser Studie hat die Verbesserung beider Marker bei untrainierten Probanden gezeigt. Dies wurde durch die Abschwächung der kardiovaskulären Reaktionen sowohl auf die Hypoxie als auch auf die körperliche Arbeit bei diesen Patienten belegt. Nur bei den untrainierten Probanden führte IHT zu einer Erhöhung der submaximalen Arbeitslast und des Sauerstoffverbrauchs an der anaeroben Schwelle.
Die Mechanismen, die für die IHT-induzierte Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness verantwortlich sind, sind nicht hinreichend bekannt. Aber den Ergebnissen der aktuellen Studie zufolge können sie eine verbesserte Kontrolle der Herzfrequenz und des Blutdrucks, der Endothelfunktion und einer erhöhten Aktivität metabolischer Enzyme beinhalten.
Vor der IHT wurden keine Unterschiede in der mikrovaskulären Reaktivität zwischen den beiden Männer-Gruppen festgestellt. IHT verbesserte die Basalperfusion und die maximale Perfusion während der Hyperämie bei den untrainierten Teilnehmern deutlicher als bei den gut trainierten.
Mein Studien-Fazit
Die Studie zeigt eindeutig, dass IHT/IHHT eine erprobte und sichere Methode zur Steigerung der kardiovaskulären und -respiratorischen Fitness insbesondere bei älteren Menschen ist. Vor allem untrainierte ältere Personen profitieren von dem Training. Im Allgemeinen waren die Auswirkungen von IHT auf Hämodynamik, mikrovaskuläre Endothelfunktion und körperliche Leistungsfähigkeit bei untrainierten Probanden ausgeprägter als bei trainierten.
Bezüglich der Frage, ob intermittierende Hypoxie vorteilhaft für ältere Menschen ist oder nicht, vertreten die Autoren der Studie die Meinung, dass es am stärksten vom Hypoxie-Protokoll abhängig ist. Deshalb möchte ich Ihnen auch noch von meinen Erfahrungen aus der Praxis berichten.
Mein Behandlungskonzept bei älteren Patienten
In meiner Praxis habe ich einen beträchtlichen Anteil an Patienten im fortgeschrittenen Alter. Ein Intervall-Hypoxie Training habe ich noch keinem Patienten aufgrund seines Alters verwehrt. Allerdings fange ich bei dieser Patientengruppe sehr sanft mit dem Training an. Nicht selten beginne ich mit einer kürzeren Hypoxie- und einer längeren Normoxie- oder Hyperoxie-Phase. Oft beginne ich das Training mit 13 bis 14 Prozent Sauerstoffanteil in der hypoxischen Phase. Das SpO2-Ziel setze ich auf etwa 85 bis 87 Prozent.
Nach einigen Trainingseinheiten verlängere ich die Hypoxie-Zeit auf 4 und später auf 5 Minuten. Erst danach fange ich mit dem Absenken der O2-Konzentration an. So vermeide ich die Gefahr einer Überforderung des Patienten und habe bis jetzt keine unerwünschten Wirkungen bei den Trainings festgestellt.
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