Mit Hypoxie-Training den Bluthochdruck senken

von | 12.12.2022 | Archiv, Praxis, Studien, Wirkung | 0 Kommentare

Gift und Heilwirkung liegen nahe beieinander. Ein unkontrollierter Sauerstoffmangel kann einen Bluthochdruck auslösen. Andererseits führt ein kontrollierter Sauerstoffmangel wiederum zur Blutdrucksenkung, wie eine Studie bei Apnoe-Patienten bestätigt.

Oft werde ich gefragt, ob ein Intervall-Hypoxie-Training in seiner Wirkung mit einer Schlafapnoe vergleichbar ist. Die Frage und mitschwingende Sorge sind berechtigt. Der Begriff Intermittent Hypoxia liefert bei Internet-Suchmaschinen überwiegend Ergebnisse zur krankmachenden Wirkung in Verbindung mit einer Schlafapnoe. Richtig ist: Beide lösen im Körper vorübergehend eine Hypoxie aus. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied. Bei der Schlafapnoe geschieht der Sauerstoffmangel unkontrolliert. Sie versetzt den Körper in einen lebensbedrohlichen Ausnahmezustand. Was bei einem richtig dosierten Intervall-Hypoxie-Training nicht passieren kann.

Wie heißt es so schön im abgewandelten Zitat von Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“. Die Schlafapnoe und das Intervall-Hypoxie-Training sind das beste Beispiel für diese Abhängigkeit und sie sind das Forschungsgebiet von Professor Jason Mateika. Er gehört der Abteilung für Physiologie an der Wayne State University in Detroit an und hat sich auf die Physiologie der Atmung spezialisiert. Die Wirkung einer milden intermittierenden Hypoxie zur Therapie von Schlafapnoe ist eines seiner Forschungsgebiete.

Die Studie, die ich von Professor Mateika und seinen Kollegen vorstellen möchte, trägt den Titel Daily Exposure to Mild Intermittent Hypoxia Reduces Blood Pressure in Male Patients with Obstructive Sleep Apnea and Hypertensio.

Das Studiendesign

An der Studie nahmen 16 Männer mit einem Durchschnittsalter von Mitte 40 teil. Sie litten unter einer Schlafapnoe und einem Bluthochdruck. Kein Teilnehmer war vor Studienbeginn in Behandlung.

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. 10 Teilnehmer erhielten ein richtiges Intervall-Hypoxie-Training. Der Rest absolvierte nur ein Scheintraining mit Druckluft. Beide Trainingsarten wurden an 5 Tagen hintereinander durchgeführt, dann wurde für 2 Tage pausiert. Diese Abfolge wurde noch zweimal wiederholt. Insgesamt waren es 15 Trainingseinheiten, die über 3 Wochen andauerten.

Besonders interessant empfand ich das Protokoll für das Intervall-Hypoxie-Training. Die Teilnehmer erhielten für 2 Minuten ein hypoxisches Gasgemisch mit einem Sauerstoffanteil von 8 Prozent im Wechsel mit einer Normoxiephase von 2 Minuten. Die Teilnehmer setzen in dieser Phase Atemmaske ab und atmeten Raumluft ein.

Während der Hypoxiephase lag die mittlere Sauerstoffsättigung im Blut (SpO2) lag bei 86 Prozent. Insgesamt waren es 12 Hypoxiezyklen mit einer Gesamtdauer von 24 Minuten pro Sitzung.

Für die Nacht bekamen alle Teilnehmer ein CPAP-Gerät, um einen kontinuierlichen Luftfluss während des Schlafs sicherzustellen.

Die Ergebnisse der Studie

Bei allen Teilnehmern, die das Intervall-Hypoxie-Training absolvierten, stank der systolische Blutdruck signifikant. Eine Messung der Herzratenvariabilität ergab bei ihnen eine Erhöhung der parasympathischen und eine Senkung der sympathischen Aktivität. Die Werte des High-Frequency- Parameters waren erhöht und die des Low-Frequency- Parameters erniedrigt. In der Kontrollgruppe konnten keine Veränderungen bezüglich des Blutdrucks und der Herzratenvariabilität nach Abschluss der Studie beobachtet werden.

Was die Studie deutlich macht:

• In relativ kurzer Zeit ist eine Senkung des Blutdrucks nur in Verbindung mit einem Intervall-Hypoxie-Training möglich. Eine nächtliche Behandlung mit einem CPAP-Gerät allein reicht nicht aus.

• Bei allen Teilnehmern, die das Intervall-Hypoxie-Training durchführten, konnte keine neurokognitiven oder metabolische Störungen festgestellt werden. Ein weiterer Hinweis, dass eine Hypoxie gesundheitsfördernd wirkt, wenn die Dosis richtig gewählt wird.

Mein Studienfazit

Was mir und bestimmt auch Ihnen auffiel, sind die kurzen Hypoxie-Intervalle während der Studie. Weil ich mehr wissen wollte, habe ich den Verantwortlichen der Studie, Gino Panza, angeschrieben und freundlicherweise auch eine Antwort von ihm erhalten. Die zweiminütigen Hypoxie-Intervalle sind das Ergebnis einer Studienrecherche. Man hatte sich das Design von verschiedenen Studien angeschaut und festgestellt, dass kurze Hypoxie-Phasen und eine milde SpO2 von über 85 Prozent für den Eintritt einer Wirkung ausreichen.

Ich finde das Studienprotokoll für das Intervall-Hypoxie-Training sehr interessant. Es macht noch einmal deutlich, dass eine SpO2-Absenkung auf 85 Prozent vollkommen ausreicht. Die starke Sauerstoffreduzierung und die kurzen Hypoxie-Intervalle würde ich allerdings nicht für meine Praxis übernehmen. Sie sind sehr fordernd für den Patienten und außerdem fällt der Entspannungseffekt weg.


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